Wortreich

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Unser Schmetterling ist eine große Erzählerin. Sie spricht für ihr Leben gern, und ganz besonders liebt sie Monologe.

Dabei ist es ihr sogar fast egal, ob man wirklich zuhört, solange man nur ab und zu ein interessiertes „nein wirklich“ oder „ach sooo?“ einwirft. Sie fühlt sich dann immer solcher Art ermutigt, dass sie gleich nochmal so richtig ausholt, und das ganze Kauderwelsch noch mal von vorn erzählt. Kauderwelsch klingt jetzt gemein, denn sie spricht in grammatikalisch völlig korrekten Sätzen und benutzt eine eloquente Vielfalt an Wörtern. Allein der ganze Zusammenhang des Sachverhaltes erschließt sich dem Zuhörer nicht immer.

Wer sie nicht gut kennt, ist dann meist ein wenig ratlos, denn angesichts ihrer Erzählleidenschaft, würde man schon gern auch hinter den tieferen Sinn kommen. Aber wir haben uns damit abgefunden, dass sie einfach gern redet bzw. sich reden hört, unterstützt von raumgreifenden Gesten, ohne wirklich übel zunehmen, wenn man nicht ganz folgen kann.

Einmal habe ich den Versuch gemacht, einen ihrer Monologe mit kleinen, aber völlig zusammenhanglosen Zwischenfragen zu unterbrechen. Zum Beispiel: „Ja aber, was machst Du, wenn es draußen dunkel wird?“ oder „Und wo war denn dann das Paket?“ Ganz egal, was ich einwarf oder fragte, sie wusste eine Antwort und verfiel in einen erneuten Redeschwall. Die große Schwester, die bei dieser Art Vorträgen auch mal mitreden will, hat es dann richtig schwer, zu Wort zu kommen und sagt dann meist, „Schmetterling, jetzt lass mich auch mal was sagen!“

Aber nicht nur wortreiche Berichte sind die Stärke unseres Schmetterlings, sondern sie fördert auch die allerschönsten Wortschätzchen zu Tage.

Erst vor ein paar Tagen, als wir im Auto saßen, und ein Krankenwagen mit Sirene und Blaulicht vorbeiraste, erklärte sie der verdutzten kleinen Schwester folgendes: „Darin ist ein kranker Mensch, der schnell ins Krankenhaus muss. Und deswegen wiehert der Krankenwagen.“

Ebenfalls schön, war ihre Antwort, als ich sie für ein Freunde-Buch nach ihrem Lieblingstier fragte: „Ein Hornschwein“ – war die Antwort. Da ich wohl etwas ratlos dreinblickte, folgte nun eine ausführliche Beschreibung  dieses allseits sehr bekannten Tieres, einer Mischung aus Nashorn und Schwein eben… ist doch glasklar.

Und heute, an diesem heißen Nachmittag, zog sie sofort nach dem Heimkommen ihre Socken aus und meinte, „oh, meine Socken schwitzen so“

Ich hoffe und wünsche, dass sie immer so phantasievoll und mitteilungsfreudig bleibt, und wir noch viel von diesen herzerfrischenden Worthonig kosten dürfen.

 

 

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