Hunderte Male schon hatte ich die Fotos unseres Ferienhauses auf der Homepage des Vermieters angeschaut und wenngleich ich eine so unbändige Vorfreude fühlte, hatte mich irgendwie stets ein leichter Zweifel beschlichen, ob wir da wohl jemals wirklich sein würden.
Vielleicht war das Angebot nur Fake und der Vermieter ein übler Betrüger, vielleicht war das Haus doppelt vermietet und somit gar nicht frei, vielleicht war es überhaupt gar nicht möglich, in Anbetracht der Energiekrise und des Ukraine-Krieges so weit in Urlaub zu fahren oder vielleicht machte gar Corona einen Strich durch unsere Pläne… und doch sind wir nun hier. Es fühlt sich noch immer unglaublich an, doch von Tag zu Tag realisiere ich mehr und mehr unser Glück. Gebucht hatten wir irgendwann im März und uns durch unzählige Häuser geklickt, bis wir endlich fündig wurden. Unsere Finca, so nenne ich es, obwohl es die ja eigentlich nur in Spanien gibt.
Dann wohl doch lieber maison de campagne provençal, denn das ist es ja, ein Häuschen auf dem Lande, irgendwo im Esterel-Gebirge zwischen Fréjus und Cannes, unweit der Straße, die sich durch Olivenbäume, Pinien, Korkeichen und Macchia schlängelt.
So wie hier kannten wir das Mittelmeer noch nicht. Fast wirkt es wie ein großer See, denn durch die unzähligen Buchten sieht man immer Land am Horizont. Einige Strände sind lang und breit, aber häufiger finden sich hier kleine, versteckte Naturstrände, die über steile Treppen nach unten zu erklimmen sind oder manche sogar nur per Boot vom Meer aus erreichbar. Einmal sind wir einem Trampelpfad folgend sogar über einige Felsen hinunter geklettert, weil sich unten eine schöne Bucht zeigte. Meistens verraten einige parkende Autos an der Straße diese versteckten Ecken und oft ist es schwer, dann noch einen Parkplatz zu finden. Ebenfalls außergewöhnlich ist die Tatsache, dass wir badend vom Meer aus den TGV, der zwischen Nizza und Marseille oberhalb der Küstenlinie entlangdüst, sehen können. Im Umkehrschluss muss dies eine wunderschöne Zugstrecke mit fantastischen Ausblicken sein!
Als wir kürzlich den kleinen Abstecher zur Felsenbucht machten, stellten wir fest, dass es durchaus angenehmer mit Wasserschuhen wäre. Ich hatte hinterher sogar einen kleinen Muschel- oder Steinsplitter in der Haut, die anderen hatten zum Teil kleine Schnittverletzungen. Obwohl wir zuhause die richtigen Schuhe hätten (da liegen sie ja gut), machten wir einen kleinen Besuch beim Decathlon und kauften für alle welche. Somit waren wir für unseren heutigen Besuch in der Calanque du Petit Canereit bestens ausgestattet. Außerdem hatten wir auch gleich noch einen Schwimmgürtel gekauft, mit dem das Schwälbchen fleißig schwimmen übte. Wir anderen entdeckten die Unterwasserwelt für uns und staunten beim Schnorcheln über die unerwartet vielen Fische!
Was wir dagegen völlig richtig entschieden hatten, war, die Fahrräder daheim zu lassen. Keiner von uns wäre hier freiwillig auf die Idee gekommen bei dieser Hitze die Serpentinen der Hauptstraße mit dem Fahrrad zu bezwingen. Obwohl dies nicht wenige tun, allerdings sind dies dann gestählte Sportler mit Rennrädern à la Tour de France. Habe zumindest niemanden mit Strandgepäck oder gar Kindern gesehen, und der einzige Radweg beginnt und endet nach ca. 200 m im Nichts…
Obwohl jeder Urlaubsmorgen mit frischen Croissants oder Pain Chocolat und Baguette beginnt, die der Wiesenmann mit einem der Wiesenkinder von der Boulangerie im nächsten größeren Ort holt, mag ich die Abende am liebsten hier. Nach dem fast täglichen Einkauf im Supermarkt geht es Richtung Ferienhaus. Dann liegt unsere herrliche Terrasse im Schatten, und es ist endlich angenehm mild. Zugleich wird es auch nochmal richtig wuselig bei uns, denn viele helfende Hände wollen beim Zubereiten des Abendessens mithelfen. Zwischendurch ist immer einer von uns unter der Dusche um Salz, Sand und Sonnencreme abzuspülen.
Und dann essen wir zusammen. Der lange Holztisch ist gedeckt mit vielen leckeren, frischen Sachen,und es fühlt sich so richtig nach Urlaub an…
Später sitzen wir dann noch lange draußen, nach und nach gehen die Kinder ins Bett und irgendwann spannt sich ein herrlicher Sommer-Sternenhimmel über uns, der hier in völliger Dunkelheit noch viel beeindruckender als sonst ist. Das große Sommer-Dreieck steht genau über uns und sogar ein paar Sternschnuppen konnten wir schon sehen. Bin ich froh, dass meine Eltern mir schon in meiner Jugend diese Frankreich-Liebe mitgegeben haben, damit ich sie nun direkt an meine Kinder weiterreichen kann!
Ein Hoch auf den Sommer, und die Ferien, auf das Glück und vive la France!
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