Logbuch MS Otto Sverdrup – Tag 7.

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Heute brauchten wir einmal nicht ganz so früh aufstehen, denn erst gegen 13 Uhr sollte unser Schiff vor der Insel Senja bei dem kleinen Örtchen Torsken vor Anker gehen.

Also frühstückten wir in aller Ruhe und schlenderten danach ein wenig über die Decks. So sonnig der letzte Tag geendet hatte, war es heute nicht. Dicke Wolkenballen hingen wir Wollmützen an den Bergen und über dem Wasser lag Seenebel. Ein paar Wellen gab es, aber unser Schiff fuhr sanft hindurch. Obwohl er bereits angefangen hatte, setzte ich mich noch in einen Vortrag über Aquakulturen und Lachs-Produktion und erfuhr, dass auch diese intensive Fischerei einige Probleme mit sich bringt.


Kurz darauf bellte eine schaurige Stimme durch den Bordlautsprecher, dass alle an Deck 7 kommen sollten, um dem Polargott Njord die Ehre zu erweisen. Dort war bereits alles aufgebaut für die Polartaufe und ein Großteil der Crew war mit anwesend. Da erschien Njord am obersten Deck mit einem Stierhorn in der Hand und hieß uns in seinen arktischen Gewässern willkommen. Um uns aber eine sichere Weiterfahrt zu gewähren, sollten wir dreimal seinen Namen rufen. Er leerte das Wasser aus seinem Horn über das Deck und blies dann dreimal hinein. Drei gewaltige Tuter ertönten, die sich jedoch verdächtig nach Schiffshorn anhörten. Dann konnten alle Freiwilligen die obligatorische Polartaufe über sich ergehen lassen: Eiswürfel-Wasser wurde in den Nacken gekippt, es gab einen Löffel Lebertran und zum Nachspülen ein Glas Aquavit. Wir haben alles tapfer mitgemacht und können uns nun echte Nordfahrer nennen.




Anschließend waren wir zum Workshop über nautische Knoten verabredet. Kreuzknoten, einfacher und doppelter Schottensteg und Palsteg lernten wir und erfuhren einiges über deren Nutzung. Das hat so viel Spaß gemacht und kann auch an Land immer mal ganz nützlich sein.



Pünktlich erreichten wir unseren Redeplatz für heute und nach einem kleinen Mittagessen, standen wir startklar mit Rucksack, Wanderschuhen und Rettungsweste am Tender-Pit, von wo aus uns die kleinen Schlauchboote zum Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung bringen würden. Als Alternativprogramm gab es einen Besuch im Ort oder eine Panoramafahrt mit dem Bus, wir aber hatten uns für die Wanderung zum Osterfjorden angemeldet. In rasantem Tempo preschten unsere Boote über den Fjord und über einen Leiter erklommen wir einzeln die Anlegestelle. Wir bekamen noch ein paar Instruktionen, auf Wunsch auch Wanderstöcke und Insektenspray gegen die hier sehr angriffslustigen Mücken und Bremsen und dann ging’s mit unseren Guides los. Schnell entledigten wir uns unserer Jacken, denn inzwischen war die Sonne rausgekommen und die angekündigten 15-16 Grad schnell erreicht. Wir wanderten einige Zeit ziemlich bergauf, bis wir ein schönes Plateau erreichten, auf dem ein angestauter See lag. Ringsum war der See umgeben von bewaldeten Bergen, auf denen an manchen Stellen sogar noch Schneereste zu erkennen waren. Nun liefen wir über ein sonniges Gelände, auf dem nur flache Büsche, Moos- und Graspolster wuchsen. Hier entdeckten wir viele Heidelbeeren und fanden sogar die begehrten Moltebeeren.







Dann rasteten wir an einem schönen Platz am See, wo unsere Guides wieder Müsliriegel und warmen Tee verteilten. Wir zogen die Schuhe aus und streckten die Füße ins kühle Wasser. Dann wurde zum Aufbruch gerufen und wir traten den Rückweg an.



Am Anleger kletterten wir wieder in unsere Boote, die uns wahlweise noch in den Ort oder zum Schiff brachten. Da wir bis zum Ankerlichten noch genügend Zeit hatten, erkundeten wir noch ein wenig den kleinen Ort Torsken, dessen Name übersetzt „Kabeljau“ bedeutet, welcher auch sein wichtigster Wirtschaftszweig ist.






Zurück auf dem Schiff sprangen wir kurz unter die Dusche und freuten uns auf das Abendessen. Danach gab es noch den Vortrag zum nächsten Tag und anschließend noch eine heiße Schokolade an Deck. Da die Sonne erst nach Mitternacht unterging, blieben wir so lange wach und verbrachten den Abend mit Kartenspielen und immer wieder schönen Aussichten auf die vorüberziehende Landschaft. Teilweise fühlten wir uns wie auf einer Flusskreuzfahrt, weil das Ufer auf beiden Seiten so nah war. Um Mitternacht passierten wir Tromsø und dann gingen wir wie auch die Sonne mal für eine Weile schlafen.


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