Logbuch MS Otto Sverdrup – Tag 8.

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Eine Woche sind wir inzwischen an Bord der „Otto Sverdrup“ und heute sollte der Höhepunkt aber auch der Wendepunkt unserer Reise erreicht sein.

Nach dem Frühstück hörten wir bei Henrik wieder einen spannenden Vortrag über die verschiedenen Expeditionen zum Nordpol und anschließend bei Peter über die samische Bevölkerung.

Danach verbrachten wir eigentlich nur noch Zeit an Deck. Wir durchfuhren eine wunderschöne Inselwelt und es gab unzählige Vögel zu sehen: alle möglichen Arten von Möwen, Trottellummen, Papageientaucher, Basstölpel und einige andere mehr. Dank unseres Bird-Watch-Teams waren wir stets gut informiert. Wir versuchten vor allem die lustigen Flugstarts der Papageientaucher zu fotografieren oder Möwen im Flug. Dazwischen tauchte auch immer mal wieder der Rücken eines Wales aus dem Wasser auf und die Kameras klickten eifrig.


Basstölpel im Flug

Gegen 13:45 Uhr passierte unser Schiff das Nordkap. Vom Schiff aus konnten wir das hochgelegene Feldplateau und sogar den berühmten Globus gut erkennen. Was sich aber von hier unten besonders gut zeigte, waren die extrem steilen Klippen und ein ganz kleiner Hafen, von dem früher – als es noch keine Straßen gab – das Nordkap erklommen wurde. Sogar der norwegische-schwedische König Oskar II. mit seinem ganzen Gefolge stieg hier hinauf und einige ließen sich von den Einheimischen hinauftragen.



Wir aßen noch eine Kleinigkeit zu Mittag, dann legten wir auch schon in Hønningsvåg auf der Insel Magerøya an. Die Schwälbchen-Patentante hatte heute eine Wanderung gebucht und musste etwas früher starten. Ich hatte mich für den normalen Ausflug zum Nordkap angemeldet und hatte noch eine halbe Stunde länger Zeit bevor auch ich von Bord ging. Die Busse für die Gäste standen bereit und wurden nach und nach gefüllt. Die ca. 40-minütige Fahrt war sehr abwechslungsreich und unsere Reiseleiterin erzählte viele interessante Dinge. Unterwegs sahen wir sogar Rentiere!


Und dann war ich am Nordkap! Der Himmel war klar und blau und die Sonne strahlte. Was für ein unheimliches Glück, denn zu 99 % der Zeit ist das Nordkap normalerweise in Nebel oder Wolken gehüllt.



Ich wanderte an den Rand des Plateaus und umrundete ein paar mal den Globus. Zu viele Menschen tummelten sich dort und alle wollten Fotos machen. Da war es am besten, erstmal abzuwarten. Ich schaute mir die Klippen an und genoss den Blick auf das weite Meer, das heute wie flüssiges Silber in der Sonne glänzend fast ohne Bewegung dalag. Dann machte auch ich unzählige Fotos und selbst jetzt war es schwierig, einen Moment mit weniger Menschen zu erwischen. Dafür aber waren auch genug Leute da, die ich bitten konnte, mal ein Bild von mir zu machen.



Der Ort war emotional sehr ergreifend für mich, hier zu stehen, so weit im Norden, den ganzen Weg hierher angefüllt mit so vielen Eindrücken und Erlebnissen! Ich lief noch ein Stück auf dem Plateau entlang und ging dann in die Nordkap-Halle hinein. Das Restaurant, das viele ansteuerten, interessierte mich nicht, und auch den Kurzfilm im Kinosaal sparte ich mir, dafür besuchte ich im dritten (!) Untergeschoss die kleine ökonomische Kapelle und ging dann noch auf die Aussichtsplattform „Kings View“. Einen kurzen Stopp machte ich noch im riesigen Souvenirladen, dann war es auch schon wieder Zeit zum Bus zurückzukehren. Ich lief ein letztes Mal am Globus vorbei und spähte über die Klippen. Inzwischen hatte sich ein dünner Wolkenschleier vor die Sonne gelegt und aus dem Tal zog etwas Nebel auf. Um 19 Uhr war unser Bus zurück am Schiff und inzwischen hatten wir Nachbarn bekommen. Die AIDA Bella lag ebenfalls im Hafen, war jedoch um einiges größer als die „Otto“.


Am Pier wartete bereits Peter auf uns, um uns auf einen kleinen historischen Rundgang durch Hønningsvåg mitzunehmen. Gegen 20:15 Uhr war ich zurück am Schiff, als auch gerade die Schwälbchen-Patentante von ihrer Wanderung zurückkam.

Abendessen gab es heute aufgrund unserer späten Rückkehr etwas länger, ein norwegisches Buffet, bei dem wir auch Garnelen und Rentierfleisch und einige andere lokale Spezialitäten probierten. In den letzten Minuten am Tisch zog tatsächlich noch ein Zwergwal an unserem Fenster vorüber! Den Vortrag über den nächsten Tag hatten wir verpasst, deshalb gingen wir direkt wieder an Deck und genossen die Fahrt durch das sonnenbeschienene Felsenlabyrinth. Die Küche servierte uns allen an Deck heißen Früchtepunsch, an dem wir auch die Hände wärmen konnten.



Lange noch standen wir an Deck und noch länger saßen wir in der Bar mit Rundumblick, beobachteten immer wieder Wale und tranken heiße Schokolade. Erst kurz vor 2:00 Uhr, als wir sicher waren, dass die Sonne wirklich nicht unterging, es vielmehr schon wieder heller wurde, gingen wir in unsere Koje.

Ein Kommentar

  1. So tolle Bilder vom Nordkap-Felsen bei Sonne! – Vom Meer aus hatten wir damals keine Möglichkeit, dafür um Mitternacht unter Sternen bei Sekt und Kaviar. Es war kühl aber zum Glück auch trocken. Deine Bilder haben Emotionen geweckt!

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