Jetzt ist er da, unser letzter Seetag an Bord der MS Otto Sverdrup.
Heute landen wir nirgendwo an und auch ringsum ist nur noch Wasser zu sehen. Beim Frühstück erfahren wir durch Zufall, dass heute für angemeldete Gäste die Besichtigung der Brücke stattfindet. Oh, das wäre natürlich interessant gewesen, aber dies war wohl absichtlich nicht publik gemacht worden. Die Schwälbchen Patentante wollte trotzdem mal an der Rezeption fragen und tatsächlich: Wir durften noch mitkommen!
Es war hochinteressant, ins Allerheiligste an Bord gelassen zu werden und wir wurden vorher belehrt, auf keinen Fall auf irgendwelche Knöpfe zu drücken, denn über jedem Schaltpult hinge eine unsichtbare Guillotine für Finger 😅
Von der Brücke aus hat man natürlich den allerbesten Blick und wir erfuhren viele spannende Hintergründe, zum Beispiel über die Nutzung des Azi-Pod-Antriebs mit dessen Hilfe der Trollfjord-Tanz und das seitliche Einparken im Hafen erst möglich sind. Außerdem fand ich interessant, wie die Dienste-Schichten auf der Brücke gestaffelt sind: 7 Stunden arbeiten, 5 Stunden Pause, 5 Stunden arbeiten, 7 Stunden Pause. Dieser Wechsel ist anscheinend für den Tages-Biorhythmus besser als vier 6-Stunden-Einheiten.
Auch hörten wir uns noch einen sehr interessanten Vortrag von Hendryk über die Segelflotte der sogenannten P-Liner an. Wieder einmal hatten wir so viele spannende Infos bekommen, mit denen man sich zu gerne weiter beschäftigen und belesen möchte. Insgesamt hat die Reise so viele Eindrücke hinterlassen und so viele Themen angeschnitten, was ein schöner Satz aus einem der Vorträge wunderbar auf den Punkt bringt:
Es folgten ein kleiner Mittagsimbiss, Zeit an Deck in der Sonne und im Pool. Das Schwimmen war sehr lustig, denn aufgrund des Seegangs auf dem offenen Meer schwappte das Poolwasser wie ein Wellenbad und manchmal kam man nicht von der Stelle. Im heißen Whirlpool wärmten wir uns noch kurz auf bevor wir noch kurz zum duschen und dann schon wieder in den nächsten Vortrag hüpften.
Diesmal gab es einen Gesamt-Rückblick auf unsere Reise und jeder Guide stellte uns seinen „Favourite Moment“ vor. Es war so berührend und voller Emotionen und Erinnerungen, sodass uns nicht zum letzten Mal an diesem Tag die Tränchen kullerten.
Es ist ja auch so, dass eine Schiffsreise nicht nur geprägt ist von den Ausflügen und Landgängen, sondern man auch viel Zeit an Bord und damit zwangsläufig mit den Menschen hier verbringt. Waren wir uns anfangs alle fremd, so sind mit der Zeit viele nette Begegnungen und Bekanntschaften entstanden, nicht nur durch gemeinsame Aktionen sondern auch durch immer wieder wechselnde Tischnachbarn.
Nach dem Vortrag waren wir mit einer dieser Mitreisenden auf einen Cappuccino an Deck verabredet, und sie brachte auch noch eine in Bergen gekaufte leckere Zimtschnecke mit, die wir zu dritt vernichten.
Dann war für mich Koffer packen angesagt, während sich die Schwälbchen Patentante noch im Workshop Nautische Navigation in die Bedienung eines Sextanten einweisen ließ. Anschließend wechselten wir uns ab, nur dass ich lieber noch ein wenig an Deck saß und das Logbuch vervollständigte. Bis 22 Uhr sollten alle gepackten Koffer im Gang vor den Kabinen stehen, damit diese am Abend von der Crew eingesammelt und am nächsten Tag an Land gebracht würden.
Zum allerletzten Abendessen ließen wir es uns nochmal so richtig gut schmecken und genossen sehr, was der Küchenchef heute wieder auftafeln ließ.
Ohne Umwege ging’s anschließend direkt zum Captain-Farewell in die Explorer-Lounge, wo nette Mitreisende für uns noch Sitzplätze freigehalten hatten. Mit einem Glas Prosecco stießen wir alle auf unsere unvergessliche Reise an, die vor allem auch wettertechnisch alle bisherigen Hurtigruten-Touren dieses Jahr getoppt hat. Jeden noch so kritischen Hafen konnten wir problemlos anlaufen, die Übelkeitstabletten konnten im Koffer bleiben, Kajak- und Bootstouren konnten alle stattfinden und die Sonne war unsere ständige Begleiterin (oft auch nachts). Eine wunderschöne Foto-Dokumentation unseres Bord-Fotografen Timo rief uns nochmals alle Erlebnisse und Stationen der Kreuzfahrt in Erinnerung und rührte schon wieder zu Tränen.
Unsere Bekannten luden uns noch auf einen Aperol Spritz sowie auf eine Runde Räuber-Rommé ein und wir tauschten Kontaktdaten aus und schmiedeten schon die ersten Pläne für ein Nachtreffen. Viele Abschiedsgrüße flogen hin und her, da wir nach Gruppen unterschiedliche Auscheck- und Frühstückszeiten zugeteilt bekommen hatten und viele vermutlich nicht mehr treffen würden.
Dann wurde es still auf dem Schiff. Alles Programm war vorüber, fast alle waren in ihren Kabinen oder bereits im Bett. Wir drehten noch eine nächtliche Runde über das Deck und sahen schon die verschiedenen Leuchttürme der Nordsee blinken und zahlreiche Schiffe passieren.
In unserer Kabine erlebten wir noch ein spektakuläres Manöver vom Fenster aus: kurz nach Mitternacht kam ein Lotsenschiff ganz nah an uns heran und ein Lotse, der uns sicher in die Elbmündung geleiten sollte, kam zu uns an Bord gesprungen. Dann entfernte sich das kleine Boot wieder und verschwand in der Nacht.